Das persönliche Gespräch hatte er sich mit der Art seiner Anreise verdient. Am Samstagmorgen im Erfurter Augustinerkloster gestartet, hatte er die 1.600 Kilometer in die Ewige Stadt auf seinem Rad in 86 Stunden bewältigt. Im Gepäck hatte er dabei auch Briefe junger Katholiken und Protestanten aus seiner Heimatstadt. Das ökumenisches Projekt trägt den Titel "Uns eint mehr, als uns trennt“.

Kunze folgte bei seinem Trip der Route, die Martin Luther (1483-1546) vor über 500 Jahren genommen haben soll. Wann das genau war, können die Historiker nicht mit Sicherheit sagen, die entweder von 1510 oder 1511 ausgehen. Auch der Zweck der Reise des Reformators, die früher mit der Schlichtung eines Streites seines Augustiner-Ordens in Verbindung gebracht wurde, liegt im Dunkel der Geschichte. Luther selbst hatte sich bei seinen Wittenberger Tischreden wiederholt auf die Eindrücke einer Reise nach Rom bezogen.

Gudio auf dem auf Tour

 

Guido bei Wind und Wetter

Allerdings musste Guido Kunze bei seinem Trip Abstriche von der ursprünglich geplanten Route machen: Nach 38 Stunden Dauerregen - "so etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehabt", betonte er - zwang ihn der frühe Schnee auf dem gesperrten 2.310 Meter hohen Septimerpass in den Alpen zu einem Umweg. Nur einmal habe er für vier Stunden Schlaf an einer Pension gestoppt, um wenigstens seine durchweichten Sachen zu trocknen, berichtete der Sportler.

Dafür strahlte dann während der Generalaudienz die Sonne über Rom. Schon da habe er in der erste Reihe nur wenige Meter von Franziskus gesessen, erzählte Kunze. „Meine Familie und Freunde durften direkt hinter mir sitzen“, fügt er hinzu. Alle konnten den Papst kurz sprechen; der siebenjährige Sohn Melvin habe einen Kuss vom Pontifex bekommen, sein Bruder Marvin (14) durfte ein Selfie mit Franziskus machen. Zudem habe der Papst nach sein Trikot signiert und gesegnet. „Den Edding hatte ich vorsichtshalber dabei“, lachte der Sportler.

Auch Franziskus habe ein Sportleibchen von ihm bekommen. Es ist mit dem Logo der „Kakao-Tour“ bedruckt, zu der Guido Kunze im kommenden Frühjahr durch Ecuador und Europa reisen will. Das Ziel: Werbung für eine bessere Bezahlung der südamerikanischen Bauern und mehr Respekt für ihr Produkt in der alten Welt.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Am Mittwoch stand Kunze noch völlig unter dem Eindruck seiner Begegnung. „Das war beste Werbung für die Kirche“, sagte der Thüringer Protestant. Gemeint war es zutiefst ökumenisch.