Die Ersterkundung ging auch zum Shanhaiguan, dem Berg-Meer-Pass, dem ersten Höhepunkt entlang der Mauer, unweit von Qinhuangdao. Zusehends wird klar: Der Sache wird hier in China von der Behörde für auswärtigen Kulturaustausch enorme Bedeutung zugemessen. Mit dem Rad wird es über restaurierte Mauerabschnitte gehen, die der Öffentlichkeit sonst nicht einmal zu Fuß zugänglich sind. Und es wird morgen auch nicht gleich in die sportliche Herausforderung gehen, sondern es gibt am östlichen Ende der Mauer zunächst eine offizielle Begrüßung Guidos und seines Teams mit Verabschiedung ins Projekt. Ein Abstecher nach Norden, an den Fuß des Yanshan-Gebirges zeigte auch gleich, welch z.T. halsbrecherische Höhenunterschiede die Mauer überwindet. Das wird da und dort hakelig. Außerdem machten die chinesischen Begleiter schon klar, dass immer wieder – wohl auch ad hoc – entschieden wird, das vielleicht doch ein Abschnitt nicht zugänglich ist. Aus Sicherheitsgründen.
Jedenfalls wird das alles eine Herausforderung. Aber es ist wohl anders als bisherige Projekte. Vielleicht ist die Herausforderung nicht nur sportlich. Diesmal.
Zaijian, Marco.
© Text Guido Kunze, Marco Rühl.
600 km Marathon auf der Chinesischen Mauer - 1. Tagebucheintrag
Ni hao lai deguo,
am Vorabend der ersten Etappe macht sich Nervosität breit. Heute statteten wir der Mauer also unseren ersten Besuch ab. Der sogenannte Drachenkopf, das Meeresende der Ming-Mauer aus dem 17. und 18. Jhd. stand nicht pittoresk im Wasser wie auf zahllosen Bildern, sondern an Land, gleich neben einem gestrandeten Frachter, dessen weiterer Verbleib offenbar ungeklärt ist. Vielleicht auch deshalb war unseren chinesischen Begleitern das Fotografieren unlieb. Wir respektieren das.